Polycystic ovary syndrome PCOS Polyzystische Ovarialsyndrom

Das polyzystische Ovarialsyndrom, kurz PCOS, ist eine Hormonstörung der Frau und eine der Hauptursachen für den unerfüllten Kinderwunsch. Betroffen sind ca. 10-15% aller Frauen zwischen 18 und 35 – du bist also nicht allein. Oft kommt das Problem erst dann ans Licht, wenn eine gewünschte Schwangerschaft ausbleibt.

Dieser Artikel wurde von einem/r Mediziner*in geprüft

Das PCOS ist wie alle Syndrome eine Kombination aus mehreren zugrunde liegenden Problemen. Der Begriff polyzystisches Ovar bedeutet „viele kleine Zysten am Eierstock“, wobei diese Bezeichnung nicht ganz korrekt ist. Es handelt sich nämlich nicht um Zysten, sondern um Eibläschen. Aufgrund eines Ungleichgewichts der Zyklushormone FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon) bleiben die Eibläschen in einem Vorstadium und können nicht weiter heranreifen. Beim Eisprung können diese unreifen Eizellen dann nicht aus den Eierstöcken freigesetzt werden.

Gleichzeitig liegt ein Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen (Androgene wie z.B. Testosteron) im Körper vor. Diesen Zustand nennt man Hyperandrogenämie. Das kann zu verstärktem Haarwuchs oder Haarausfall, einer tieferen Stimme, sowie einer gesteigerten Muskelmasse führen.

PCOS und Kinderwunsch

PCOS kann den Menstruationszyklus und den Eisprung beeinträchtigen. Falls keine Eizelle für die Befruchtung verfügbar ist, ist es nicht möglich schwanger zu werden. PCOS ist die führende Ursache für anovulotische Unfruchtbarkeit. Jedoch ist es wichtig zu wissen, dass dieses Syndrom sich sehr divers ausprägen und Frauen unterschiedlich beeinflussen kann, denn nicht jede Frau mit PCOS hat Schwierigkeiten, schwanger zu werden.

Mögliche Ursachen von PCOS

Die genauen Ursachen für das PCOS sind nicht bekannt. Genetische Faktoren, entzündliche Prozesse im Körper und Umweltfaktoren könnten eine Rolle spielen. Sie kann auch als Folge einer Insulinresistenz auftreten, die sich durch eine ungesunde, unausgewogene Ernährung und mangelnde körperliche Bewegung entwickeln kann.

Symptome von PCOS

PCOS kann von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein, und es gibt verschiedene Schweregrade. Manche haben keine körperlichen Symptome und merken nicht, dass sie PCOS haben, während andere alle Symptome haben.

Zu den häufigsten Anzeichen von PCOS gehören:

  • Unregelmäßige Zyklen mit langen Pausen zwischen den Perioden oder gar keine Menstruationsblutung (Amenorrhoe) 
  • Männliche Behaarungsmuster (Hirsutismus)
  • Haarausfall
  • Akne
  • Gewichtszunahme
  • Kopfschmerzen
  • Verdunkelung von Hautpartien

Etwa die Hälfte der Frauen mit PCOS sind übergewichtig und haben eine Insulinresistenz, die eine Vorstufe zu Typ-2-Diabetes ist. Bei einigen kann Übergewicht ein Auslöser für PCOS sein. Es gibt aber auch viele Frauen mit PCOS, die schlank oder fast untergewichtig sind.

Diagnose von PCOS

Die endgültige Diagnose wird anhand der sogenannten Rotterdam-Kriterien gestellt. Das PCOS wird bestätigt durch das Auftreten von mindesten 2 der nachfolgenden 3 Probleme:

  • Zyklusstörungen (unregelmäßige Zyklen oder gar keine Menstruationsblutung)
  • Körperliche Anzeichen einer Hyperandrogenämie oder ein zu hoher Androgenspiegel im Blut
  • Polyzystisches Ovar (wird durch den Ultraschall dargestellt)

Behandlung zur Steigerung der Fruchtbarkeit

Zwar gibt es derzeit kein offizielles Heilmittel für PCOS, aber es stehen viele Behandlungen zur Verfügung, um die Symptome zu lindern und Frauen bei der Empfängnis zu helfen. 

Frauen mit PCOS wird häufig die Antibabypille verschrieben, um den Menstruationszyklus zu stabilisieren und Symptome wie Haarausfall, Akne usw. zu reduzieren. Nach dem Absetzen der Pille wird der Zyklus in der Regel wieder unregelmäßig und die Symptome können zurückkehren. 

Untersuchungen haben ergeben, dass bei übergewichtigen Frauen eine Gewichtsabnahme von 5 bis 10 % des Körpergewichts hilft, den Zyklus zu regulieren und einige PCOS-Symptome zu lindern. Wenn du jedoch nicht übergewichtig bist, hilft eine Gewichtsabnahme leider nicht bei der Bewältigung der Symptome. 

Eine PCOS-Ernährung, bei der verarbeitete Zucker und gesättigte Fette auf ein Minimum reduziert werden, kann die Entzündung verringern und gleichzeitig die Symptome und die Fruchtbarkeit verbessern. In unserem Artikel über Lebensmittel, die bei PCOS helfen, erfährst du mehr dazu. Mit einer fachkundigen Ernährungsberatung sind viele Frauen in der Lage, erfolgreich schwanger zu werden.

Bei einer Insulinresistenz kann eine Therapie mit Metformin die Zuckerverwertung im Körper verbessern und Zyklusprobleme und andere PCOS-Symptome lindern. Nahrungsergänzungsmittel wie Myo-Inositol können ebenfalls bei Insulinresistenz und Zyklusunregelmäßigkeiten helfen.

Darüber hinaus gibt es Heilpflanzen, deren fruchtbarkeitsfördernde Wirkung wissenschaftlich erwiesen ist. Ein bekanntes Beispiel ist Agnus castus, auch bekannt als Mönchspfeffer. Diese Pflanze wirkt direkt auf die Hirnanhangdrüse, normalisiert die Hormonproduktion und stabilisiert den Zyklus. 

Falls erforderlich, stehen Medikamente zur Verfügung, welche den Eisprung anregen, wie z.B. Letrozol und Clomifen. Eine Studie ergab, dass 80 % der Frauen mit PCOS, die Clomifen einnahmen, erfolgreich einen Eisprung hatten, und die Hälfte wurde innerhalb von sechs Zyklen auf natürliche Weise schwanger. Bleibt dies erfolglos, ist die Behandlung mit einer niedrigen FSH-Dosis eine weitere Möglichkeit, die Eierstöcke dazu zu bringen, beim Eisprung eine reife Eizelle freizusetzen.

In Fällen, in denen die Eierstöcke nicht auf hormonelle Medikamente ansprechen, kann ein minimal invasiver chirurgischer Eingriff, das so genannte Eierstockbohren, helfen, den Testosteronspiegel zu senken. Dadurch kann sich der Menstruationszyklus normalisieren und die Eierstöcke können jeden Monat eine Eizelle freisetzen. Untersuchungen haben gezeigt, dass 70 % der Frauen, die auf hormonelle Medikamente nicht ansprechen, innerhalb von 6 Monaten nach dem Eingriff schwanger werden konnten. Aufgrund des Erfolgs der Behandlung und des geringeren Risikos von Mehrlingsschwangerschaften (das bei medikamentöser Stimulierung der Eierstöcke auftreten kann) könnte sie in Zukunft die erste Wahl bei der Behandlung werden.

Außerdem können Behandlungen zur assistierten Reproduktion (IVF oder ICSI) dir helfen, schwanger zu werden, wenn andere Behandlungen nicht funktionieren.   

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