Dyspareunie bedeutet anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen vor, während oder nach dem Sex. Nach Angaben des American College of Obstetricians and Gynecologists leiden 3 von 4 Frauen irgendwann in ihrem Leben unter Schmerzen beim Sex. Der Schmerz kann dort auftreten, wo die Penetration beginnt (oberflächliche Dyspareunie) oder tiefer im Inneren (tiefe Dyspareunie).
Einfluss von Dyspareunie auf Fruchtbarkeit
Wenn Sex schmerzhaft ist, kann das dazu führen, dass du ihn um den Eisprung herum vermeiden möchtest. Es kann auch zu Problemen mit der sexuellen Leistungsfähigkeit des männlichen Partners führen, da er dich nicht verletzen möchte. Infektionen und gynäkologische Erkrankungen wie Beckenentzündungen, Endometriose und Vernarbungen an den Fortpflanzungsorganen, sowie Diabetes und Schilddrüsenprobleme können ebenfalls zu schmerzhaftem Sex führen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Mögliche Ursachen von Dyspareunie
Es gibt viele Ursachen für Schmerzen beim Sex. Oberflächliche Dyspareunie ist ein Schmerz in der Vulva, dem Bereich um den Scheideneingang, an der Haut in der Vagina oder im Bereich zwischen Vagina und Anus. Sie kann verursacht werden durch:
- Mangelndes Verlangen oder mangelnde Erregung, was zu geringer Lubrikation führt
- Niedriger Östrogenspiegel
- Entzündungen oder Infektionen im Genitalbereich oder in den Harnwegen
- Hautreizung aufgrund einer allergischen Reaktion auf eine Substanz (z.B. parfümierte Seife oder Gleitmittel)
- Vulvodynie (eine Schmerzstörung, welche die Vulva betrifft)
- Vaginismus (unwillkürliche Muskelkontraktionen und Krämpfe am Scheideneingang)
- Bestimmte Medikamente (z.B. Antidepressiva, Mittel gegen hohen Blutdruck, Beruhigungsmittel, Antihistaminika)
- Verletzung oder Reizung durch einen Unfall oder eine Operation
- Strukturelle angeborene Anomalien, wie z.B. vaginale Agenesie (nicht vollständig ausgebildete Vagina) oder eine Membran, die die Öffnung der Vagina blockiert (imperforiertes Hymen)
Bei der tiefen Dyspareunie handelt es sich um Schmerzen im Beckenbereich, in der Gebärmutter, in der Blase, im unteren Rücken oder an der Vorderseite der Oberschenkel. Sie hat die folgenden Ursachen:
- Endometriose (eine Erkrankung, bei der Gebärmuttergewebe außerhalb der Gebärmutter wächst)
- Beckenbodenentzündungen (eine Infektion der Fortpflanzungsorgane, die häufig durch Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien und Tripper verursacht wird)
- Gebärmuttervorfall oder retrovertierte Gebärmutter
- Uterusmyome (nicht krebsartige Wucherungen an der Gebärmutter)
- Eierstockzysten
- Narbenbildung an den Fortpflanzungsorganen
- Reizdarm-Syndrom
- Dysfunktion des Beckenbodens
- Hämorrhoiden (geschwollene Venen in Anus und Rektum)
- Adenomyose (eine Erkrankung, bei der Gewebe, das normalerweise die Gebärmutter auskleidet, in die Gebärmutterwand einwächst)
- Zystitis (Blasenentzündung)
Chronische Erkrankungen, inkl. Diabetes, Schilddrüsenkrankheiten und Arthrose sowie Krebsbehandlungen können auch zu Schmerzen beim Sex führen.
Symptome von Dyspareunie
Oberflächliche Dyspareunie ist ein sofortiger Schmerz am Scheideneingang, der normalerweise nach dem Sex aufhört.
Bei der tiefen Dyspareunie handelt es sich um einen scharfen oder dumpfen Schmerz tief im Becken, der während des Geschlechtsverkehrs beginnt und noch mehrere Minuten oder sogar Stunden nach dem Sex anhalten kann.
Diagnose von Dyspareunie
Um herauszufinden, was die Ursache für deine Schmerzen beim Sex ist, solltest du ein offenes und ausführliches Gespräch mit deine*r Arzt*in führen, wo genau du den Schmerz spürst, wie er sich anfühlt, wann er begonnen hat und ob du ihn in allen Stellungen spürst. Erwähne auch frühere Operationen, die du im Beckenbereich hattest.
Dann kannst du dich einer Beckenuntersuchung unterziehen, bei der dein*e Gynäkolog*in prüft, ob du Hautreizungen, Infektionen oder strukturelle Probleme hast. Möglicherweise wird auch eine Ultraschalluntersuchung deines Beckenbereichs durchgeführt, damit dein*e Arzt*in einen Blick auf deine Fortpflanzungsorgane werfen kann.
Behandlung zur Steigerung der Fruchtbarkeit
Es gibt viele Möglichkeiten, Dyspareunie zu behandeln, damit du den Sex wieder genießen kannst. Zunächst ist es wichtig, herauszufinden, was die Schmerzen verursacht, damit du eine gezielte Behandlung beginnen kannst. Dies kann mit Medikamenten, einem minimalinvasiven Verfahren (z.B. einer Laparoskopie) oder einem chirurgischen Eingriff erfolgen.
Es gibt auch Medikamente, welche die vaginale Lubrikation erhöhen (Ospemifen) und die Schmerzen beim Sex lindern (Intrarosa).
Vielleicht möchtest du auch körpertherapeutische Techniken ausprobieren, um Schmerzen und negative Gefühle zu lindern, die sich aufgrund der Dyspareunie rund um den Sex aufgebaut haben. Wenn die Dyspareunie deine Beziehung belastet hat, kannst du eine psychologische Beratung oder eine Sexualtherapie in Betracht ziehen.
Darüber hinaus stärken und entspannen Kegel-Übungen die Beckenbodenmuskulatur, verbessern die Durchblutung in diesem Bereich und verringern die Schmerzen beim Sex und bei Untersuchungen des Beckens.
Es kann auch hilfreiceh sein, dich vor dem Sex in einen entspannten Zustand zu versetzen, z.B. durch ein warmes Bad und eine Aromatherapie, um Schmerzen und Ängste beim Sex zu verringern.
- When Sex Is Painful. The American College of Obstetricians and Gynecologists. Accessed 27 Oct 2022.
- Sexual Dysfunction and Infertility. Reproductive Science Center of New Jersey. Accessed 27 Oct 2022.
- Diabetes and Sexual Problems In Women. Diabetes UK. Accessed 27 Oct 2022.
- Painful intercourse (dyspareunia). Mayo Clinic. Accessed 27 Oct 2022.
- Dyspareunia. Patient. Accessed 27 Oct 2022.
- Uterine Fibroids. Mayo Clinic. Accessed 27 Oct 2022.
- Pelvic Floor Muscle (Kegel) Exercises for Women to Improve Sexual Health. Memorial Sloan Kettering Cancer Center. Accessed 27 Oct 2022.
You might also like...
Dysmenorrhoe (Regelschmerzen)
Dysmenorrhoe ist der medizinische Begriff für Regelschmerzen. Du kannst vor oder während deiner Periode Krämpfe oder andere Beschwerden bekommen
Leukozytose
Leukozytose bedeutet, dass die Anzahl der weißen Blutkörperchen (oder Leukozyten) über dem Normalbereich liegt. Diese Zellen sind die Kämpferzellen in deinem Immunsystem...
Magersucht
Magersucht ist eine Form der Essstörung, bei der du deine Nahrungsaufnahme stark einschränkst, weil du große Angst vor einer Gewichtszunahme und ein...
Hyperandrogenämie
Hyperandrogenämie bedeutet, dass der Körper (Eierstöcke oder Nebennieren) zu viele Androgenhormone produziert. Androgene sind eine Gruppe von Sexualhormonen, darunter Testosteron, Androstendion und...
Mikrozytäre hypochrome Anämie
Mikrozytäre hypochrome Anämie bedeutet, dass dein Körper zu wenig rote Blutkörperchen hat und diese Zellen kleiner und blasser sind als gewöhnlich.
Bulimie
Bulimie (oder Bulimia nervosa) ist eine Essstörung, die durch Essanfälle und dem Erbrechen der überschüssigen Nahrung gekennzeichnet ist, um eine Gewichtszunahme zu...
Verminderte Eizellreserve (DOR)
Eine verminderte Eizellreserve (DOR) bedeutet, dass der Großteil der Eizellen in deinen Eierstöcken aufgebraucht ist. Im Gegensatz zu Männern, die ihr ganzes...
Eisenmangel
Eisenmangel bedeutet, dass du nicht genügend Eisen in deinem Körper hast. Eisen ist ein Mineral, das in der Nahrung vorkommt und für...