chlamydien
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Chlamydieninfektionen

Chlamydieninfektionen sind die am häufigsten vorkommenden sexuell übertragbaren Erkrankungen weltweit. Chlamydien (Chlamydia trachomatis) sind Bakterien, die sich in den Schleimhäuten im Genital-, Augen- und Atemwegsbereich ansiedeln und  vermehren können.  In den meisten Fällen (ca. 80%) verläuft eine Infektion jedoch  asymptomatisch und bleibt daher lange unerkannt.

Eine Infektion kann für dich weitreichende gesundheitliche Folgen haben, wenn sie  nicht frühzeitig erkannt und behandelt wird. Symptomatische, durch die Clamydieninfektion verursachte Verklebungen oder narbige Strukturen im Urogenitalbereich der Frau können  anschließend beispielsweise eine Eileiterschwangerschaft oder Unfruchtbarkeit zur Folge  haben.  

Vorkommen und Häufigkeit von Chlamydieninfektionen 

Chlamydieninfektionen sind eine ausschließlich beim Menschen auftretende Erkrankung, die  besonders häufig junge Frauen betrifft. Im Jahr 2016 ließ sich, nach Schätzungen der WHO, eine weltweite Prävalenz von über 124 Millionen Chlamydieninfektionen feststellen. So waren  durchschnittlich 38 von 1.000 Frauen und 33 von 1.000 Männern von einer urogenitalen  Chlamydieninfektion betroffen. Damit stellt diese Erkrankung die häufigste sexuell  übertragbare Erkrankung dar und zählt zu den häufigsten Ursachen für eine nicht-angeborene Kinderlosigkeit (sekundäre Sterilität)

Da Chlamydieninfektionen nicht der Meldepflicht unterliegen, sind über die tatsächliche Häufigkeit keine genauen Aussagen zu treffen. Die Erkrankung tritt am häufigsten bei Frauen und Männern im Alter zwischen 14 und 19 Jahren auf, gefolgt von der Altersgruppe 20 bis 24  Jahre. Das Risiko einer Infektion steigt für dich mit der Zahl der Sexualpartner*innen und variiert regional. 

Mit voranschreitendem Alter und in stabilen, partnerschaftlichen Beziehungen geht die  Infektionsrate stark zurück. Die höchsten Zuwachsraten werden bei Jugendlichen nachgewiesen.  

Symptome 

Chlamydieninfektionen verlaufen zum Großteil asymptomatisch und werden oft spät oder gar nicht erst erkannt.

Typische Symptome 

  • verstärkter und farblich oder im Geruch auffälliger Ausfluss, Juckreiz und Brennen während des Wasserlassens
  • Unterbauchschmerzen, Schwellungen der Lymphknoten in der Leistengegend
  • allgemeine Krankheitsanzeichen wie Fieber oder Müdigkeit können auch bemerkt werden
  • Betroffene Frauen berichten darüber hinaus von Zyklusstörungen, Zwischenblutungen oder  Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr

Typisch für eine Infektion mit Chlamydien ist ein chronisch-schleichender Verlauf. Ohne Krankheitsbeschwerden und daran anschließende Behandlung können sich die Bakterien ungehemmt vermehren und sowohl bei dir als Frau als auch bei Männern zu chronischen  Entzündungen der Geschlechtsorgane und damit einhergehenden Beschwerden führen.

 

Chlamydien als Ursache für Unfruchtbarkeit

Als eine der häufigsten Ursachen für eine nicht-angeborene Kinderlosigkeit sind Chlamydieninfektionen schon seit langer Zeit bekannt. Bei Nichtentdecken und Nichtbehandlung der Infektion können sich die Erreger unbemerkt in deinem Körper verstecken und du bemerkst eventuell erst Jahre später gesundheitliche Folgen. 

Solltest du oben genannte Symptome bemerken, kann sich beispielsweise bereits eine chronische Gebärmutterentzündung bei dir entwickelt haben. Im Abheilungsprozess dieser Entzündung können Vernarbungen oder Verklebungen in deinen Eileitern entstehen.

Wenn deine Eileiter verklebt sind, gelangen deine Eizellen nicht mehr in die Gebärmutter, um dort befruchtet werden zu können. Aus diesem Grund kann es möglicherweise zu Eileiterschwangerschaften oder zu Unfruchtbarkeit kommen. Verhindert werden kann diese Problematik nur, wenn du dich frühzeitig antibiotisch behandeln lässt und eine Entzündung deiner Geschlechtsorgane schnellstmöglich entgegenwirkst.

Durch die Folgen einer Infektion bleiben deine Eileiter womöglich nachhaltig beschädigt und können in ihrer Funktion eingeschränkt sein. Oft verändert sich in diesem Zusammenhang auch deine Gebärmutterschleimhaut und erhöht damit ebenfalls das Risiko für Früh- oder Fehlgeburten

Bei deinem Partner können Chlamydieninfektionen zu Unfruchtbarkeit führen, indem sich die Spermienqualität aufgrund von möglichen Entzündungen in Hoden oder Nebenhoden nachteilig verändert.

Neuesten repräsentativen Studien zufolge liegt die Risikowahrscheinlichkeit für eine Eileiterschwangerschaft nach einer Chlamydieninfektion bei 2,7%. Das Risiko für Unfruchtbarkeit liegt bei 6,7% und ist damit geringer, als lange Zeit vermutet. Die Chlamydia trachomatis-Bakterien erhöhen also das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen oder ungewollte Kinderlosigkeit, aber Infektionen ohne bleibende Schäden machen insgesamt den Großteil dieser Erkrankung aus.

Daher sollte bei einer Fruchtbarkeitsanalyse eine Chlamydieninfektion abgeklärt werden.

Ursachen und Risikofaktoren von Chlamydien

Die verursachenden Bakterien werden der Gruppe Chlamydia trachomatis zugeordnet. Vor  allem sexuell aktive Menschen mit häufig wechselnden Partnern*innen haben ein erhöhtes Risiko sich mit Chlamydien zu infizieren. Eine Infektion kann nur durch ungeschützten  Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner oder bei der Geburt von der Schwangeren auf das Neugeborene übertragen werden.

Im Fall einer Infektion ist es notwendig, dass du und dein/e Partner/in sich behandeln lassen, um das  Risiko einer Rückinfektion zu verhindern.  

Untersuchungen und Diagnosen

Grundsätzlich lassen sich Chlamydien mithilfe einer Urinprobe oder eines Abstrichs z.B. in  Ordinationen für Gynäkologie, Urologie oder Dermatologie nachweisen. Die Labor-Auswertung solcher Tests ist sehr zuverlässig, kann aber einige Tage dauern.  

Des Weiteren gibt es mittlerweile Selbsttests für Zuhause, bei denen Testkits an dich versendet und diese nach der Durchführung an ein Labor zurückgeschickt werden.

Für die Diagnose müssen Chlamydien in den Proben der Schleimhäute oder im Urin mikroskopisch nachgewiesen werden. Vermehren diese sich nachweislich auf einem Labor-Nährmedium, ist die Diagnose abgesichert.  

Bei positivem Testergebnis solltest du umgehend deine/n Sexualpartner*innen kontaktieren, damit sie sich  ebenfalls testen lassen. Eine schnellstmögliche Behandlung aller Infizierter ist dringend notwendig, um weitere gesundheitliche Folgen wie Unfruchtbarkeit zu verhindern. 

Behandlung

Unbehandelt heilen die meisten Chlamydieninfektionen spontan und ohne Folgen ab. Sie können aber vor allem bei jungen Frauen zu schweren Komplikationen führen. 

Die Heilungschancen einer Chlamydieninfektion mit Antibiotika sind sehr gut, wenn die  Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird. WHO-Leitlinien schlagen unterschiedliche Optionen für die Behandlung mit Antibiotika vor, die von der Dosierung, den  Kosten und anderen Erwägungen abhängen können. 

Entsprechende Tests und anschließende Behandlungen sollten ebenfalls bei all deinen Sexualkontakten durchgeführt werden, um weitere Infektionen zu verhindern. Bis die  Therapie abgeschlossen ist, solltest du unbedingt auf ungeschützten  Geschlechtsverkehr verzichten. 

 

Krankheitsverlauf und Prognose 

Die meisten Infektionen mit Chlamydien heilen ohne gravierende Spätfolgen ab. Sie können unbehandelt aber zu Entzündungen der Geschlechtsorgane führen, die dauerhafte Schäden  wie z.B. Vernarbungen an Eileitern zur Folge haben. Diese Narben und Verklebungen können  verhindern, dass Eizellen die Eileiter einwandfrei durchqueren und erhöhen damit für dich das Risiko einer Eileiterschwangerschaft oder Unfruchtbarkeit.  

Wenn dudie Antibiotikatherapie in der vorgeschriebenen Weise einhältst, heilt die  Chlamydieninfektion in der Regel folgenlos aus. Eine krankheits- oder erregerspezifische  Meldepflicht der Infektion besteht seit dem Jahr 2001 nicht mehr.  

Bei komplizierten Infektionen verlängert sich unter Umständen die Behandlungsdauer, und es  können mehrere antibiotische Kuren für Dich notwendig sein. 

Je nach Schweregrad der Vernarbungen in den Eileitern müssen Verklebungen manchmal auch operativ entfernt werden, um die Fruchtbarkeit wieder herzustellen.


Quellen

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